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Dunk 🐝 Ada Lovelace @csmcr World's FIRST software engineer - CC BY 2.0

Frauen in der IT: Pionierinnen und begehrte Fachkräfte

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Die Informationstechnologie ist bis zum heutigen Tag eine typische Männerdomäne. Bereits in Universitäten, Fachhochschulen und Ausbildungsbetrieben ist die Tendenz erkennbar: Die Studierenden und Auszubildenden sind größtenteils männlich. In Zahlen ausgedrückt liest sich dieser Sachverhalt noch deutlicher. In etwa jedem zehnten IT-Unternehmen arbeitet keine einzige Frau. Bei ca. 75 Prozent aller Unternehmen der Branche liegt der Frauen-Anteil bei nicht mal einem Viertel der Belegschaft, und gerade einmal sieben Prozent kommen auf 25 bis 50 Prozent. Diese Zahlen sind in einer Zeit, in der an allen Ecken über Frauenquoten und Gender Equality gesprochen wird, doch sehr überraschend. Doch woran liegt es, dass Mädchen und Frauen den IT-Berufen tendenziell eher fernbleiben? Wie jede andere Branche auch, würde die IT nämlich von einem höheren Frauenanteil profitieren und von ihrem verstaubten Image als typische Männertätigkeit wegkommen.

Diese Frauen haben die Informationstechnologie bis heute geprägt

Obwohl Frauen in der Informatik noch immer nicht die Mehrheit bilden, gab es bereits vor vielen Jahren Pionierinnen, die die IT geprägt haben. Bereits im 19. Jahrhundert setzte die Mathematikerin Ada Lovelace den Grundstein für die heutige Informationstechnologie. Ein von ihr entworfener Algorithmus wurde später als Grundstein für eine Rechenmaschine genutzt, die den Namen Analytical Engine trägt. Ada Lovelace bliebt zu ihrer Zeit allerdings eine absolute Ausnahme, da den meisten Frauen damals der Zugang zu höherer Bildung verwehrt wurde.

Ada Lovelace - Susanna Dahlgren Ada Lovelace - Public Domain Mark 1.0

Im 20. Jahrhundert veränderte sich der Zeitgeist langsam und immer mehr Frauen entdeckten eine berufliche Begeisterung für die Informationstechnologie. Während des zweiten Weltkriegs waren Frauen in der Informatik plötzlich wichtiger denn je. Während die Männer in den Krieg zogen, beschäftigten sich die Frauen unter anderem mit Softwareentwicklung. In den USA wurde das Programmieren zu jener Zeit sogar als typisch weiblicher Beruf angesehen. Die bekannten IT-Frauen der 1930er, 40er und 50er Jahre waren Gertrude Blanch, Marlyn Meltzner und Grace Hopper. Sie alle standen im Schatten von den dominierenden Männern und wurden teilweise nicht einmal für ihre Leistungen ausgezeichnet. Blanch war technische Direktorin des Mathematical Table Projects und legte mit ihren Arbeiten das Fundament für die moderne Computerära. Meltzner war ein mathematisches Ass und führende Programmiererin für den Universalrechner der US-Armee. Die Physikerin und Mathematikerin Grace Hopper entwickelte unter anderem den ersten Compiler und schrieb damit ein Stück IT-Geschichte.

Auch in der Gegenwart spielen einige Frauen ganz vorne in der IT-Liga mit. Frauen wie Ivona Brandic, Jade Raymond oder Marissa Mayer prägen die Branche und setzten dabei ganz und gar auf ihre Stärken. Während Ivona Brandic sich auf Softwaretechnik spezialisiert hat und im Bereich Cloud-Computing forscht, ist Jade Raymond als Videospiel-Produzentin für Topseller wie Assassin’s Creed verantwortlich. Marissa Mayer gilt sogar als einflussreichste Informatikerin unserer Zeit und entwarf nach ihrem Abschluss an der Stanford University das Design der Google-Suche.

Das sind die begehrtesten Jobs für Frauen in der IT

Die IT-Branche ist keineswegs eintönig und hält viele interessante Berufe bereit. Auffallend ist, dass weibliche Mitarbeiter tendenziell eher in bestimmten Feldern der IT zu finden sind, während andere Branchenfelder eine sehr niedrige Frauenquote aufweisen. Besonders beliebt bei Frauen sind Berufe wie Grafikdesignerin, SEO Managerin, Social Media Managerin oder alles rund um interne bzw. externe Kommunikation. Als Grafikdesignerin steht nicht das Programmieren im Vordergrund, sondern das Designen von Nutzeroberflächen. Das benötigte Studium dreht sich dementsprechend auch hauptsächlich um den Designaspekt. Als SEO- oder Social Media Managerin ist das Talent, Programme zu schreiben, ebenfalls zweitrangig. Obwohl diese Berufe im weitesten Sinne zu den Berufen der Informationstechnologie gehören, ist bei ihnen eher ein gutes Fachwissen in Sachen Wirtschaftswissenschaften gefragt. Viele SEO- oder Social Media Managerinnen sind Absolventinnen der Studiengänge BWL oder Management. Die Kern-IT-Berufe wie Fachinformatikerin, Data Scientist oder IT Consultant sind weiterhin nicht gerade beliebt bei Mädchen und Frauen. Die Gründe dafür sind umstritten. Da Frauen heutzutage den selben Zugang zu Studiengängen haben, wie ihre männlichen Altersgenossen, wird häufig angenommen, dass der Ruf der IT-Branche Frauen abschrecken könnte. Der typische Programmierer wird in der Öffentlichkeit sowie in Filmen und Serien immer noch häufig als weltfremder Nerd dargestellt. Sozialwisschenschaftler gehen davon aus, dass Frauen sich nicht gerne freiwillig in diese Rolle begeben und deswegen IT-Ausbildungen eher meiden.

Diese Förderprogramme für Frauen gibt es

Eins ist klar: Die Zukunft der IT-Branche soll weiblicher werden. Doch das ist nicht unbedingt einfach. Um Mädchen und Frauen Informatik schmackhaft zu machen, sowie Vorurteile aufzuräumen, gibt es immer mehr Förderprogramme. Diese richten sich gezielt an Schul- und Hochschulabsolventinnen. Mittlerweile bieten z. B. immer mehr Firmen und Stiftungen gezielte Stipendien für Informatikerinnen an. Das Unternehmen Bosch vergab im Jahr 2022 drei Stipendien im Wert von jeweils 1.200 Euro an drei Studentinnen der Informatik. Gleichzeitig bekamen diese die Chance, innerhalb der Firma Kontakte zu knüpfen und eventuell sogar einen Werkstudenten-Vertrag abzuschließen. Berlin startete die Initiative „#SheTransformsIT“, die Mädchen schon in jungen Jahren für die IT begeistern will. Helfen sollen dabei ein gezielter Informatikunterricht und das Heranführen an Digitale Medien sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch viele mittelständische Firmen setzen auf das Thema und versuchen durch gezielte Kampagnen, ihren Frauenanteil zu erhöhen. So werben einige Unternehmen mit Slogans wie „She for IT“ um mehr weibliche Verstärkung. Da die Zukunft immer digitaler wird, kann man davon ausgehen, dass immer mehr Frauen ihre Zweifel über Bord werfen, und sich früher oder später in einem Job in der Informatik-Branche wiederfinden.

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